Ringstraßenpalais 

1983 und 1986

 

Filmliste Rudolf Nussgruber

 

  

  

  

Regie

Rudolf Nussgruber

Drehbuch

Helmut Andics

Vorlage

-

Schnitt

Marie Homolka

ORF-Redakteion

Helmut Fürthauer

ZDF-Redaktion

Fred Spirek

Kamera

Hans Matula

Musik

Toni Stricker

FSK

-

Länge

-

Sonstiges

-

FBW-Bewertung

-

Ur-/Erstaufführung

25.12.1980 auf ORF

Genre

Fernsehspiel / Zeitgeschichte

  

  

  

Darsteller

Rolle

Peter Wolfsberger

Eduard Graf Artenberg
Ulli Fessl Marianne Gräfin Artenberg
Mijou Kovacs Hansi Komtess Artenberg
Peter Vilnai Ernö Kelemen
Fritz Muliar Imre Kelemen
Ossi Kolmann Jiri
Jane Tilden Sophie
Florentin Groll Dr. Paul Ender
Dorothea Parton Antonie Ender
Wolfgang Gassner General Kestranek
Karlheinz Böhm Bernie
Olga Georges-Picot Michèle
Dolores Schmidinger Martha
Klaus-Jürgen Wussow Standartenführer
Regina Sattler Hanna
Klaus Wildbolz Franz Graf Artenberg
Heinrich Schweiger Eduard Baumann
Ivan Desny Richard von Wintrop
Josef Meinrad Emil Hoffeneder
Gerlinde Locker Poldi Artenberg
Nicole Kunz Toni Artenberg
Albert Rueprecht Karl Baumann
Marianne Nentwich Johanna Baumann
Guido Wieland Leo Pospischill
Erik Frey General Bernhard Graf Artenberg
Susi Nicoletti Durchlaucht Antonie Fürstin Slansky
Rudolf Prack Ferdinand
Sieghardt Rupp Hermann (I)
Felix Mitterer Egon Schiele
Andreas Nürnberger Fanny Kranz
Karlheinz Hackl Dr. Paul Ender jr.
Friedrich von Thun Bernhard Graf Artenbereg
Liliana Nelska Rosa von Stein
Romuald Pekny Moritz von Stein
Kurt Nachmann Nathan Mendel
Alfons Haider Bernie Artenberg
Christoph Schobesberger Edi Artenberg
Heinz Mareck Dr. Georg Reinprecht
Elfriede Ramhapp Nelly
Ingrid Malinka Kathi
Renata Olarova Marie
Gerhard Steffen Johann
Imre Raday Pista
Josef Loibl Schestak
Maresa Hörbiger Marie
Dagmar Koller Anni Berte
Ulli Maier Christl Steininger
Dora Borkoff Bozena
Catherine Danais Anne Baumann
Harald Harth Dr. Meyer
Franz Stoss General
Wolfgang Gasser Oberst
Kurt Heintel Otto Wagner
Hans Zemba Gustav Klimt
Attila Hörbiger Pater Florian
Paul Muller Comte de Castroux
Manfred Inger Pepi Baron Stessl

 

     

  

Inhalt  

 

Die Geschichte der Familie Baumann-Artenberg in den Jahren 1867 - 1917 (erste 12 Folgen) und von 1922 - 1974 (weitere 12 Folgen).

  

Eduard Baumann, der sich vom Sohn eines armen Leinewebers zum begüterten Textilfabrikanten hochgearbeitet hat, erbaute das Palais an der Ringstraße, in dem seine Familie die nächsten Jahrzehnte leben wird. Ende der 1860-er Jahre heiratet seine Tochter Johanna den Grafen Artenberg. Baumanns Familie hat dadurch einen Fuß in die Tür zur Hocharistokratie gestellt, was freilich vom Familienoberhaupt der Artenbergs, der "Durchlaucht", konsequent ignoriert wird. Nächste Erfolgsstufe Baumanns in einer sozialen Laufbahn: Mit der Verleihung des Franz-Joseph-Ordens wird er automatisch Baron.

Das Haus Baumann übersteht den großen Börsenkrach von 1873, bei dem andere auf der Strecke bleiben, überraschend gut.

 

Im Laufe der Jahre kommen neue Generationen. Baumanns Enkeltochter Toni studiert (eine Sensation im vorigen Jahrhundert!) Jura und erweist sich bald als sozial engagierte und energische junge Anwältin. Ihr Bruder Edi, ein verheirateter Mann, wird Vater eines außerehelichen Kindes, das ein Bürgermädel zur Welt bringt, was in der Familie viel Verwirrung hervorruft. Es kommt sogar zu einem Duell.

 

Als der Erste Weltkrieg anbricht, sind Baumann und sein Prokurist Pospischil schon tot. Das Unternehmen wird von einem Herrn Dr. Meyer geleitet. Die Familienmitglieder haben nichts weiter zu tun, als die Tantiemen einzustreichen, die die Firma abwirft. All das aber ist in diesem Krieg, der eine Umwertung aller Werte mit sich bringt, eine unsichere Basis geworden.

 

In weiteren 12 Folgen wird die Geschichte der Familie Baumann-Artenberg, die nach wie vor das "Ringstraßenpalais" bewohnt, von den Jahren 1922 bis 1974, also ein weiteres, und sehr geschichtsträchtiges Halbjahrhundert fortgesetzt:

Eduard und Marianne Artenberg - den Grafentitel dürfen sie nach dem neuen Adelsgesetz eigentlich nicht mehr führen - wollen wegen der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Situation das Palais verkaufen. Toni, Edis Schwester, eine Juristin, macht gegen diesen Plan von ihrem Einspruchsrecht Gebrauch. Es kommt zu einem Kompromiss: Die Artenbergs vermieten Erdgeschoss und den ersten Stock an den Neureichen Imre Kelemen, der darin eine Bank errichtet. Man arrangiert sich, auch wenn man sich gegenseitig nicht leiden kann. Artenberg-Tochter Hansi schockiert die Eltern kurze Zeit später mit der Nachricht, dass sie Imre Kelemen heiraten wird. Edi kann sich mit der neuen Zeit, die ihm fremd geworden ist, nicht abfinden und erschießt sich.

 

1934 ist Bernie, der Artenberg-Sohn, aus Paris, wo er einige Jahre gelebt hat, mit seiner französischen Frau Michèle zurückgekehrt. Er beachtet seinen Schwager Imre Kelemen, der in seinem Palais eine scheinbar flottierende Bank betreibt, nicht. Für ihn ist er ein widerlicher Emporkömmling. Aber auch die Ehe seiner Schwester Hansi mit Kelemen ist nicht mehr sehr glücklich. Dennoch steht sie ihrem Mann zur Seite, als er einem Fieberanfall erliegt. Den drohenden Bankrott seiner Bank hat er nun nicht mehr erlebt. Zur gleichen Zeit beteiligt sich Kelemens Sohn aus erster Ehe, Ernö, an einem missglückten nationalsozialistischen Putsch gegen Bundeskanzler Dollfuß.

 

1938 hält das "tausendjährige Reich" auch in Österreich Einzug. Das Ringstraßenpalais wird von einer nationalsozialistischen Dienststelle besetzt. Die Artenbergs halten sich in den ihnen verbliebenen Räumen, so gut zu können. Hansi gelingt es auf abenteuerliche Weise, einer jüdischen Verwandten zur Flucht aus dem Land zu verhelfen. Als sich der Krieg dem Ende zuneigt, es ist 1944, schlägt ins Ringstraßenpalais eine Bombe ein. Alle weiblichen Familienmitglieder - bis auf Hanna, Bernies Tochter - kommen dabei ums Leben. Bernie überlebt den Krieg in Paris, in einem deutschen Generalstab.

 

Nach 1945 kommt es zu einer radikalen Änderung der Verhältnisse. Wien wird von den Alliierten besetzt; die Franzosen, unter dem Major Georges de Castroux, einem Verwandten der Artenbergs, quartieren sich im Ringstraßenpalais ein. die erste schwere Nachkriegszeit mit Hunger, Kälte und Schwarzhandel wird mit Glück und einigem Geschick durchgestanden.

 

1954 hat sich die Situation einigermaßen normalisiert. Bernie Artenberg wird von seinem Halbbruder Eduard Baumann, einem außerehelichen Kind seines Vaters, der bei einer englischen Dienststelle arbeitet, peinlich in die Zange genommen. Es geht dabei um Ost-West-Geschäfte, die das Bankhaus Stein & Mendel, das Bernie jetzt leitet, angeblich finanzierte. Die Sache klärt sich, und 1955 erreicht Österreich durch den Staatsvertrag seine Freiheit und den Abzug der Alliierten.

 

Franzl, der jüngste Artenbergspross, erinnert - wir schreiben 1974 - in seiner saloppen Lebensauffassung in nichts mehr an einen Urgroßvater, Franz Graf von Artenberg, mit dem er nur äußerlich eine starke Ähnlichkeit hat. Er ist den Stress und die wirtschaftliche Großmannssucht seiner Epoche leid und steht damit in krassem Gegensatz zu seiner Frau Poldi. Seine Absicht, "Aussteiger" zu werden und seine Familie zu verlassen, wird von seiner Tochter Toni, die ihm wesensmäßig nahesteht, unbeabsichtigt durchkreuzt. Und wenn nicht alles täuscht, werden die Artenbergs auch noch die nächsten fünfzig Jahre im Ringstraßenpalais gut überstehen...

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Heft 32, März bis Mai 1981 und Heft 40, März bis April 1983, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)

  

   

   

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 7. Dezember 2020

  

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