Little Boy 

1975

 

Filmliste Eberhard Itzenplitz

 

  

  

Regie

Eberhard Itzenplitz

Drehbuch

Eberhard Itzenplitz

Vorlage

nach einem Spiel von Pierre Halet

Kostüme

Werner Juhrke

Redaktion

Wolfgang Baecker

Produktion

ZDF

Kamera

Klaus Jürgen Hintz

Filmkamera

Rolf Romberg

Musik

Peter Sandloff

FSK

-

Länge

-

Sonstiges

"Das Fernsehspiel nach literarischer Vorlage"

FBW-Bewertung

-

Ur-/Erstaufführung

5. August 1975

Genre

Fernsehspiel

  

  

  

Darsteller

Rolle

Herbert Stass

Calude Eatherly

Elfriede Irrall Concetta Naka
Siegfried Wischnewski Tibbets
Moritz Milar Psychiater
Horst Sachtleben Moderator
Wolfgang Condrus Pfleger
Klaus Jepsen Pfleger
Klaus Dittmann Pfleger
Hans Krull Kaiser
Peter Schiff Premierminister
Joachim Mock Stahlmaske
Claus Jurichs Kupfermaske
Rudi Schmitt Aluminiummaske

                  

 

 

Inhalt

Es ist vielleicht wichtig zu wissen, dass amerikanische Soldaten die erste Atombombe übermütig "Little Boy" nannten. Oder dass der Commander der Bomberstaffel damals sein Flugzeug auf die Vornamen seiner Mutter taufte - Enola Gay. Solche Späße werden ohne große Gedanken gemacht wie das meiste, was Soldaten tun, zumal wenn sie jung sind. Oder wenn sie sich im Krieg befinden. Wie jene Flieger im Pazifik, die alle das Kriegsende herbeisehnten und sich seinem Grauen durch solche Späße zu entziehen suchten. Vielleicht gar nicht so gedankenlos.

Es ist auch nicht wichtig, nach dreißig Jahren eine minuziöse Rekonstruktion der Ereignisse vor und um Hiroshima zu liefern.

Wichtig schien uns der Versuch, das kaum gespielte, schier unaufgeführte Bühnenstück von Pierre Halet in eine neue, in die Filmform umzuwandeln und so das Ereignis vom August 1945 zum Anlass zu nehmen für die Schilderung der Zweifel eines der am Angriff auf Hiroshima Beteiligten.

Halet gehört in den literarischen Umkreis von Armand Gatti und leugnet dessen Einfluss nicht. Um so schwieriger aber wurde unser Unternehmen. Denn ein Film, der simultan auf mehreren Bewusstseinsebenen spielt, stellt nicht nur große Anforderungen an die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Wie sich abfinden mit der scheinbaren Unlogik eines Geschehens, das - erinnernd, reflektierend, assoziierend - sich fast ausschließlich mit dem Gedanken eines Menschen abspielt? Zumal eines Menschen, der nicht über die Artikulationsfähigkeit eines Schulphilosophen oder eines Moraltheologen verfügt?

Wir haben gemeinsam versucht, eine mögliche Variante der Vorgänge in den Gedanken des Majors Eatherly zu erspielen und zur Anschauung zu bringen. Jenes Offiziers nämlich, der als Teilnehmer des Fluges gegen Hiroshima angeblich verrückt geworden ist und gegen den alles sprach: die pragmatischen Einsichten des Militärs, die durch die Bombe den Krieg beenden wollten, die sogenannte Vernunft, die dem fortgesetzten Töten junger Soldaten im Pazifik-Krieg Einhalt gebieten musste, die Medizin, die dem Gebaren des US-Majors nach seiner Rückkehr von Hiroshima klinisch nichts anderes als eine Neurose zu bescheinigen wusste.

  

Aber fand nicht hier unter dem Eindruck eines starken, individuellen Erlebnisses ein zwar unartikulierter, jedoch unbestreitbar zwingender Erkenntnisvorgang statt? Ist es nicht möglich, dass Major Eatherly, bar jeder philosophisch-politischen Terminologie, in Wirklichkeit nur um eine völlig neue Definition des Begriffs Schuld rang, weil er spürte, dass die Befähigung des Menschen zur Spaltung von Atomen diesen in eine neue Verantwortung rücken würde? In eine Verantwortung, die vielen bis heute immer noch so ungewichtig erscheint wie die Späße von Soldaten, wenn sie ihre Bomben einfach "Unser kleiner Junge" taufen?

  

So schien uns die (historische) Einlieferung jenes US-Majors in die psychiatrische Klinik von Waco plötzlich als eine höchst voreilige Reduzierung des Falls Claude Eatherly auf das Problem einer individuellen psychischen Störung. Das war uns zu wenig, und deshalb haben wir einen Film über den Menschen Claude Eatherly versucht.

Eberhard Itzenplitz

 

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Juni - August 1975, Heft 9, Seite 20/21, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)

  

  

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 16. November 2020

  

Die o.g. Angaben zum Film sind nach bestem Wissen gesammelt, aufgeschrieben und bearbeitet worden und enthalten zum Teil Texte aus fremden Webseiten bzw. literarischen Quellen.

Weiterhin möchte ich bemerken, dass ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe und keine Gewähr dafür übernehmen kann. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt.

Sollten mir bei den o.g. Angaben Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle ebenfalls entfernt bzw. korrigiert.