Alfred Vohrer Regisseur Drehbuchautor
Gestorben
am 3. Februar 1986 in München
Alfred Vohrer besuchte die Realschule in München. Anschließend nahm er Schauspiel- und Gesangsunterricht. Er war Mitglied des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart. Während des 2. Weltkrieges ist Vohrer Soldat und verliert 1941 in Russland seinen rechten Arm.
Er volontierte bei der Ufa, wo er bis zum Ende des Krieges bei Harald Braun und Alfred Braun als Regieassistent arbeitete. Nach dem Krieg Arbeit beim Rundfunk, hier war Vohrer ab 1946 für zwei Jahre Oberspielleiter bei Radio Stuttgart. 1949 Rückkehr zur Filmarbeit, auch als Synchronsprecher und Synchronregisseur. Im selben Jahr führte Vohrer auch die Diaglogregie zu Ferdinand Diehls Puppenfilm Immer wieder Glück. 1953 tritt er mit Josef Wolf in die 1951 gegründete Synchronfirma "Ultra-Film GmbH" ein. Zu den Filmen, von denen Vohrer bis 1959 Synchronfassungen herstellte, gehörten so kommerzielle und künstlerische Welterfolge wie Viva Zapata, Die Faust im Nacken von Elia Kazan oder Die Brücke am Kwai von David Lean. In den folgenden Jahren war Vohrer für die Synchronisation von hunderten Filmen verantwortlich. 1956 schreibt Alfred Vohrer sein erstes Drehbuch für die Ultra-Film mit dem Titel Zum Leben verdammt, es kommt aber zu keiner Verfilmung.
Sein Regiedebüt gab er 1958 mit dem Jugend- und Halbstarken-Problemfilm Schmutziger Engel. Dann folgten Verbrechen nach Schulschluss und Bis dass das Geld euch scheidet. Der letztgenannte brachte Vohrer mit dem Produzenten Artur Brauner zusammen. Horst Wendlandt, ein ehemaliger Produktionsleiter Brauners, hatte es inzwischen Anfang der 1960er-Jahre zum Produktionschef der deutschen Firma "Rialto Film" gebracht und bittet Alfred Vohrer, die Regie für seinen ersten Edgar Wallace-Film Die toten Augen von London (insgesamt waren es 14) zu übernehmen. Der Film wurde ein unerwartet großer Erfolg, und so bittet Wendlandt Vohrer noch einmal um Übernahme einer Regiearbeit für Unser Haus in Kamerun mit Johanna von Koczian und Hans Söhnker. Es folgten weitere Filme nach Romanen von Edgar Wallace, u.a. Das Gasthaus an der Themse, Der Zinker, Der Hexer. Gegen Ende der 1960er-Jahre ließ das Publikumsinteresse an Edgar Wallace-Filmen nach, daher wechselte Vohrer zur Münchener Roxy-Film unter Luggi Waldleitner.
Für die Firma Rialto-Film entstanden von 1964 - 1966 drei Karl May-Filme in der Regie von Vohrer: Unter Geiern, Old Surehand und Winnetou und sein Freund Old Firehand. Es folgten Kriminalkomödien und für Luggi Waldleitners Roxy-Film die Krimis Sieben Tage Frist (1969) und Perrak (1970). 1970 hob Vohrer selbst eine "Serie" aus der Taufe, die Verfilmungen der Romane von Johannes Mario Simmel. Und als sich der Debütfilm Und Jimmy ging zum Regenbogen als ein durchschlagender Erfolg herausgestellt hatte, setzte Vohrer auch einen Großteil der darauf folgenden Simmel-Adaptionen um, wie Alle Menschen werden Brüder, Liebe ist nur ein Wort oder Der Stoff aus dem die Träume sind. Die Drehbücher für die Simmel-Filme verfasste Manfred Purzer. Weiterhin drehte Vohrer den Film Und der Regen verwischt jede Spur, das Kästner-Remake Drei Männer im Schnee und den Krimi Wer stirbt schon gerne unter Palmen (1974) nach Konsalik. 1975 und 1976 folgen zwei Ganghofer-Remakes: Der Edelweißkönig und Das Schweigen im Walde. Die Geschichte eines Callgirls mit dem Titel Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr (1975) und die Inszenierung des Anti-Nazi-Romans von Fallada: Jeder stirbt für sich allein (1976) sind seine beiden letzten Kinofilme.
Das Fernsehen interessiert sich ebenfalls für Alfred Vohrer, der schon seit 1974 für die Serie Derrick arbeitet und seit 1977 für die Serie Der Alte gelegentlich Drehbücher schreibt. Mittlerweile zählt er zu den meistbeschäftigten Regisseuren der beiden so erfolgreichen Serien.
In den 1980er-Jahren kommen noch zahlreiche Episodenfilme verschiedenster Genres dazu. Weißblaue Geschichten mit Gustl Bayrhammer, Hessische Geschichten mit Günter Strack und Krumme Touren mit Manfred Krug haben hohe Einschaltquoten, so dass auch vom ZDF die Anfrage kommt, ob er an den Serien Das Traumschiff und Die Schwarzwaldklinik mitarbeiten möchte.
Alfred Vohrer lebte seit Mitte der 1950er Jahre mit seinem Lebensgefährten Herbert in Berlin-Dahlem zusammen, er stirbt am 3. Februar 1986 kurz vor Dreharbeiten im Hotel Königshof in München an Herzversagen. Sein Grab befindet sich in Berlin-Dahlem.
(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 8, S. 202-203 und aus Egon Netenjakob: "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main - mit Erlaubnis der Autoren)
Layout:
Rosemarie Kuheim
|