G o y a 1969
Inhalt Wie kann ein Künstler in einem Wechselspiel politischer Kräfte seine künstlerische Integrität bewahren - diese auch heute aktuelle Frage ist das zentrale Problem des Fernsehspiels über den spanischen Malger Don Francisco Goya. Er malte seine Bilder in einem Spanien, das gegen die aus Frankreich vordringenden Ideen der Aufklärung und der Revolution die eigene Herrschaft zuletzt nur mit Hilfe der Inquisition aufrechterhalten konnte. Die zeitweilige Besetzung durch die Franzosen und die Rückkehr der Bourbonen brachten für Goya neue Belastungen. Daneben bildeten eine schon früh auftretende Erkrankung sowie der Prozess des Alterns für die Goyas Leben und Werk entscheidende andere Erfahrungskomponente.
Goya ist Erster Maler des Königs von Spanien, Karl IV., und genießt Ruhm und Ansehen im Staate. Seine guten Beziehungen zu allen Kreisen der Gesellschaft drängen ihn wider seinen Willen in eine politische Schlüsselrolle. Als die Liberalen ihn um eine Intervention beim Ministerpräsidenten für den von der Inquisition bedrohten Olavides bitten, lehnt Goya es ab, sich ausdrücklich politisch zu exponieren: er will nur Maler sein. Doch seine Sympathien gehören den Liberalen, was auch den Männern der Regierung und der Kirche nicht verborgen bleibt. Goya wird eingeladen, an der Verhandlung des Inquisitionstribunals gegen den mit der französischen Aufklärung sympathisierenden Olavides teilzunehmen. Das Erlebnis dieser Verhandlung erschüttert ihn schwer. Sein Glaube an die althergebrachte Ordnung, zu der auch die Inquisition gehörte, gerät ins Wanken. Er hat Angst, er sieht sich als Künstler von dem "Nichts in der Seele" bedroht. In dieser Krise bedeutet das Liebesverhältnis zur Herzogin von Alba einen neuen Aufschwung, obwohl er bereits von Anfällen schwerer Taubheit heimgesucht wird.
Foto oben: Ellen Schwiers in der Rolle der Herzogin von Alba - Foto: mit freundl. Erlaubnis Pidax-Film Foto rechts: Joseph Saxinger als Don Diego - Foto: mit freundl. Erlaubnis Pidax-Film
Goya wird zum Spielball der verschiedenen Interessengruppen im Staate. Angesichts der nahenden französischen Truppen fühlt sich der Ministerpräsident stark genug, der Inquisition zu trotzen und ernenne Goya zum Präsidenten der Akademie. Der Hof erteilt ihm den Auftrag, die ganze königliche Familie zu malen. doch die Zeichnungen der "Caprichos", in denen die spanische Gesellschaft sich von Goya bloßgestellt sieht, bringen ihn erneut in Gefahr. Goya hat erkannt, dass das Malen eine wirksamere Waffe sein kann als die politische Konspiration. Dem Hof und der Regierung ist er noch wichtig genug, um ihn der Inquisition nicht preiszugeben.
Die Untreue der Herzogin von Alba und der Tod seiner Tochter Elena stürzen ihn in eine neue Verzweiflung. Er entdeckt die Welt des Todes. Als die Franzosen in Madrid einrücken, sind die Toten sein Modell: Goya will nur noch Menschen malen, keine Angehörigen irgendeiner Nation. Um auch unter der Fremdherrschaft seine Kunst auf jeden Fall ausüben zu können, übernimmt er den Auftrag, 50 spanische Gemälde für die napoleonische Museum in Paris auszusuchen, auch wenn er in den Augen der Spanier dadurch zu einem Verräter wird. Als Fernando VII. die Herrschaft in Spanien übernimmt, wird Goya von der wiedererrichteten Inquisition verfolgt. Er sucht Zuflucht bei Freunden und geht schließlich nach Bordeaux ins Exil. Er hat sich, numehr im hohen Greisenalter, mit der Angst abgefunden. Doch der taube und fast erblindete Goya ist immer noch Maler. Die Begegnung mit einem jungen Mädchen entfacht in ihm von neuem die Leidenschaft, die Farben des Lebens in der Kunst auszudrücken: "Vielleicht bin ich noch nicht zu alt, um zu lernen, dass die Erde es wert ist, erhalten zu werden..."
Jede Szene des Fernsehspiels ist verknüpft mit einem Bild oder einem Bilderzyklus auf dem Schaffen Goyas. Auf diese Weise soll, über die reine Biographie hinaus, der Zusammenhang zwischen dem Kunstwerk und der Gesellschaft dargestellt werden, in der es entsteht.
Auf dem DVD-Cover - von PIDAX herausgegeben - ist zu lesen:
Dieser beeindruckende Zweiteiler über den bedeutenden spanischen Maler war
von Regisseur und Autor Wilhelm Semmelroth akribisch vorbereitet worden.
Zwei Jahre lang recherchierte er in spanischen Bibliotheken, Archiven
sowie in Museen und verwarf Drehbuchfassungen, ehe er sich reif genug
für diese Großproduktion fühlte. Die mühevolle Vorbereitung lohnte sich,
denn glaubwürdig wird gezeigt, wie eng die Bilder eines Künstlers und
dessen Stiländerungen mit den Ereignissen und Veränderung im Leben des
Malers verbunden sein können. Ein großartiges Schauspielensemble (allen
voran Wolfgang Büttner und Ellen Schwiers) garantiert für ein
unvergleichliches Fernseherlebnis. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung
urteilte: Gelungen ist der Versuch, an der schillernden Figur des
spanischen Malers Grundfragen von Kunst und Glauben optisch-dramatisch
zu gestalten und die Berliner Morgenpost lobte: Schon in der ersten
Szene gelang es Semmelroth, die unheilvolle Atmosphäre der Inquisition
einzufangen. Ein faszinierendes Fernseherlebnis . Pidax präsentiert
diesen herausragenden Mehrteiler nun erstmals für jedermann zugänglich
auf DVD!
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Einige Daten zu Francisco José Goya y Lucientes
Geboren am 30. März 1746 in Fuendetodos, Provinz Saragossa, Aragonien. Tritt mit 14 Jahren in das Atelier von José Luzan in Saragossa ein, um Maler zu werden. Geht 1770 nach Italien, um die Welt und die Malerei kennen zu lernen. Bekommt 1771 seinen ersten Auftrag: Fresken in der Kirche Nuestra Señora del Pilar in Saragossa. Heiratet 1773 Josefa Bayeu. Wird 1774 in die königl. Teppichmanufaktur berufen. Malt Teppichentwürfe. Wird 1786 Hofmaler. 1789 wird König Karl IV. König von Spanien; Goya wird königl. Maler. 1792: Erste Anzeichen von Taubheit. 1795: Beginn der "Affaire" mit Herzogin Alba. Er wird Direktor der königl. Akademie. Nach kurzer Zeit völlige Taubheit. 1808: Beginn des spanischen Unabhängigkeitskrieges gegen Napoleon. 1814: Goya wird von der Inquisition verfolgt und gerät nach der Thronbesteigung Ferdinands VII. im Zusammehang mit der Verfolgung der "Liberalen" in höchste Gefahr. 1824: Emigration nach Bordeaux in Frankreich. 1828: Goya stirbt.
(Quelle: Broschüre "Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk, Erstes Halbjahr 1969", Seite 50-53))
Auf der Seite www.steffi-line.de ist zu lesen: Verschiedene andere Verfilmungen befassten sich mit dem spanischen Maler, so adaptierte Konrad Wolf Feuchtwangers Roman und setzte "Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis" (1971) für die DEFA bzw. "Lenfilm" mit dem Russen Donatas Banionis (1924 – 2014) in der Titelrolle in Szene. Der spanische Regisseur Carlos Saura schuf "Goya" (1999, Goya en Burdeos) mit Francisco Rabal (1926 – 2001), im gleichen Jahr brachte sein Kollege Bigas Luna das erotische Kostümdrama "Volavérunt" (1999) anhand eines Romans von Antonio Larreta in die Kinos. In jüngerer Zeit drehte der tschechischstämmige, US-amerikanische Filmregisseur Miloš Forman den Film "Goyas Geister" (2006, Los fantasmas de Goya) mit dem Schweden Stellan Skarsgård als Goya und Natalie Portman als dessen Muse Inés.
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 27.07.2022
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