Der Fall Winslow 1977
Regie: Michael Kehlmann Drehbuch: nach dem Bühnenstück von Terence Rattigan, deutsch von von Alfred H. Unger Produktion: Süddeutscher Rundfunk Kamera: Justus Pankau Länge: ca. 112 Minuten
Inhalt Der englische Dramatiker Terence Rattigan war bereits berühmt und berüchtigt, als er 1946 das Londoner Lyric Theatre sein Stück "The Winslow Boy" herausbrachte. Berühmt war er beim Publikum, das die intelligenten Konstruktionen und geschliffenen Formulierungen seiner Komödien schätze und an der Theaterkasse honorierte, berüchtigt war er bei der Kritik, die nicht müde wurde zu beteuern, dass ein zweifellos begabter Mann sein Talent lediglich an seichte Unterhaltung verschwende.
Der Fall Winslow war Rattigans Versuch zu zeigen, dass auch ein sogenannter ernster Stoff durch gute dramatische Bearbeitung nicht langweilig zu sein braucht. Anregung lieferte ihm der Fall eines jungen Mannes, der vor dem ersten Weltkrieg wegen einer Lappalie von einer Kadettenanstalt gewiesen war.
Der 14jährige Ronnie Winslow kommt deprimiert nach Hause. Man hat ihn unehrenhaft entlassen, weil er angeblich einen Postscheck im Werte von 5 Schilling aus dem Schrank eines Kameraden gestohlen hat. Ronnie beteuert seine Unschuld, sein Vater glaubt ihm. Arthur Winslow setzt trotz des scheinbar geringen Anlasses seine Gesundheit, seinen Ruf, sein Vermögen und das Glück seiner Familie aufs Spiel, damit die Ehre des halbwüchsigen Sohnes rehabilitiert werde. Es gelingt ihm, einen der tüchtigsten und teuersten Anwälte von London, Sir Robert Morton, dazu zu bewegen, sich des Falles Winslow anzunehmen. Nach vielen Monaten der Enttäuschungen und Niederlagen werden die 5 Schilling, die ein Kind gestohlen haben soll, sogar zum Thema einer hitzigen Debatte im Britischen Unterhaus. Der Hartnäckigkeit Sir Roberts ist es zu verdanken, dass der Fall schließlich vor einem höchsten Gericht verhandelt wird und sich Ronnies Unschuld erweist.
Der Fall Winslow ist oberflächlich betrachtet ein patriotisches Stück Theater, das die makellose Funktion des britischen Rechtsstaates beweisen soll. Das Stück ist aber vor allem die Dramatisierung einer großen Sehnsucht: Recht und Gerechtigkeit sollen geschehen. Arthur Winslow steckt mit seinem Wunsch nach der Aufhebung eines Unrechts, das seinem Sohn geschehen ist, den Anwalt Sir Robert an, dem es schließlich intellektuell und emotional ums Prinzip geht. "Man kann gerecht sein", sagt er, "nach dem Buchstaben des Gesetzes - gegen das eigene Gewissen. Das Recht jedoch kennt keinen Buchstaben. Es hat nur ein Gesetz - das Gewissen. Gerechtigkeit wirkt deshalb immer nur auf den Intellekt, während das Recht an das Herz appelliert und eigenartigerweise im Gerichtssaal Tränen hervorruft."
(Quelle: ARD Fernsehspiel, Ausgabe Januar bis März 1977. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 20. November 2020
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