Dies rigorose Leben 

1982

 

Filmliste Vadim Glowna

 

  

 

Regie

Vadim Glowna

Drehbuch

Vadim Glowna und Christopher Doherty

Produktion

Gemeinschaftsproduktion der Atossa Film, München, Roxy-Film, München und dem ZDF innerhalb des Rahmenabkommens Film/Fernsehen

Kamera

Martin Schäfer

Musik

Peer Raben

FSK

ab 16 Jahre

Länge

99 Minuten

Sonstiges

-

Ur-/Erstaufführung

Kinostart 10. März 1983

Genre

Drama

  

  

    

Darsteller

Rolle

Angela Molina

Rosa

Jerzy Radziwilowicz

Joey

Vera Tschechowa

Salka

Viveca Lindfors

Ada

Elfriede Kuzmany

Martha

José Sierra

George Lone Tree

Federico Rodriguez

Jonny

Dolores Davis

Lorraine

Vadim Glowna

Bräutigam

u.v.a.

   

     

       

Inhalt

Eine Handvoll Menschen. Irgendwo in der Wüste von Texas. Ein paar staubige Straßen. Zwei Highways kreuzen die Eisenbahnlinie der Southern Pacific. Eine Tankstelle, ein Schnellimbiss, eine Garage. Dahinter die zerfetzte Leinwand von Joeys Autokino. Berge von Schrott. Gegenüber "Lorraine's", das Bordell.

 

Das ist alles. Heruntergekommen, nicht fürs Bleiben gebaut. Der heiße Wind hört nie auf, treibt den Sand auf die schweißnasse Haut, klebt ihn fest. Bei jeder Berührung fühlt es sich an wie Schmirgelpapier.

 

Die Reste von zwei Familien aus Deutschland sind hier gestrandet - damals auf der Flucht Richtung Westen. Ende der dreißiger Jahre. Jetzt sind die Kinder erwachsen: Joey, Salka und Rosa. Trotz all der Jahre sind sie Fremde geblieben. Heimatlose, deren verwundetes Gefühl immer zuerst den verletzt, den man liebt, denn in dieser mörderischen Landschaft ist die Freiheit des einen stets die Bedrohung des anderen.

 

Rosa will weg von diesem gottverlassenen Ort. Sie liebt Joey, er soll mit ihr gehen. Dahin, wo das Leben ist. Aber er zögert. Er liebt sie, doch da ist noch seine Mutter. Und Salka, die Schwester. Sie sind ohne ihn hilflos.

 

Rosa schmeißt den Laden: Tankstelle und Restaurant. Sie weiß, wie man mit den rauen Kerlen, die hier Station machen, umgeht. Sie weiß sich zu wehren. Eines Tages jedoch wird sie von einem der Trucker vergewaltigt. Niemand hat es bemerkt. Trotzdem. Sie wirft Joey vor, dass er nichts für sie tut. Dass er nicht mit ihr weggeht. Kurze Zeit später taucht der Typ wieder auf. Wieder stellt er Rosa in der Garage nach. Diesmal ist Joey zur Stelle. Er bringt den Mann um.

  

Jahre später. Joey wird aus dem Zuchthaus entlassen. Es ist der Tag, an dem man seine Mutter beerdigt. Alles ist nur noch schlimmer geworden. Salka klammert sich an ihren Bruder. Das lange Warten auf ihn, der Tod ihrer Mutter haben sie fast zerbrochen. Schon immer hat sie sich zwischen Rosa und Joey gestellt. Auch Rosa hat gewartet. Joey muss sich jetzt endlich entscheiden.

 

Wenn die Gefühle nackt sind, gibt es keinen anderen Ausweg: Erst jetzt kann sich Joey wie im Rausch von der Liebe zu Salka befreien. Erst jetzt bemerkt Rosa, dass der Mann, mit dem sie Joey provoziert, Joey umbringen will. Erst als das ganze gottverdammte Nest in die Luft fliegt, sind Rosa und Joey vereint. Sie lassen ihr Zuhause in Flammen zurück. Gehen den Weg Richtung Westen, von dem sie immer geträumt haben. 

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Information und Presse/Öffentlichkeitsarbeit, Heft 50, Sept. bis Nov. 1985)

  

  

  

 

Freedom's just another word for nohthing left to lose

 

(Vadim Glowna zu seinem Film)

  

 

Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, wird alles klar, ungeschminkt und unverdeckt, radikal und ohne Rücksicht gesagt und getan. Nichts hält einen, wenn man gehen will. Was sollte einen auch halten, wenn man Umstände geschaffen hat, die ein Bleiben unmöglich machen?

Motivsuche. Peckinpah in L.A. sagte: "Go north to Tonopah... around the White Mountains... go to Buckey's Bar, ask for Bobby and buy a drink for her and her girls and say: 'Hello from Sam'."

Motivsuche in Kalifornien, Arizona, New Mexico, Nevada, Utah und Texas. Sechs Staaten, unzählige Wüsten, Menschen, Situationen, Entscheidung für El Paso am westlichen Zipfel des texanischen Sterns.

Zwei Monate immerzu on the road gewesen. Viele Orte gesehen, die es fast waren. Manchmal waren sie logistisch unmöglich, manchmal ganz einfach zu teuer, meist wollten die Leute keine Filmcrew in ihr Leben eindringen lassen. Einmal sagte jemand sogar: "Nee, nicht in der Zeit, da hab' ich 'ne Hochzeit, meine Nichte, wissen Sie."

Ich habe Peckinpah's Westen gesehen. Und ich habe noch einen, meinen Westen gesehen. Ich habe den Ort nicht gefunden, an dem ich drehen wollte. Ich habe ihn in die Wüste gebaut. Dale Lockett vom Filmbüro in El Paso hatte uns ein Polaroidfoto nachgeschickt und fragte, ob es solch ein Ort sein könnte. Sah nicht schlecht aus. Also vor der letzten Entscheidung noch einmal nach Texas. Dale holte uns am Flughafen ab und brachte uns sofort an diesen Ort. Wieder nichts. Der Ort enthielt fast alles, was ich im Drehbuch beschrieben hatte, aber er hatte keine Magie. Ich sagte zu Dale: "Fahr einfach die Straße weiter geradeaus." Nach etwa fünf Minuten sagte ich: "Stopp!"

Hier war mein Drehort. Eine Kreuzung von zehn Straßen, sowie der Highway 45 und, im rechten Winkel, ein kleiner; sternförmig dazu "dirt roads".  Als elfte Straße kreuzten die Schienen der Southern Pacific. Kein Haus oder irgendwelche Zivilisation, so weit der Horizont reicht.

Dale spuckte in den Sand und meinte: "Hier kannst du nie drehen, das ist geheimes, militärisches Gebiet. Dahinten erproben sie diese Killer, die Pershing II, und außerdem kommt hier gleich das Columbia Space Shuttle rein - aber wird wohl nix werden, wir kriegen gleich Sturm." - Eine Stunde später saßen wir wieder in seinem Büro und hörten im Radio, die Landung der Columbia sei auf den nächsten Tag verschoben worden wegen des Sturms. Ich bat Dale, doch wenigstens zu versuchen, ob das Militär uns erlauben würde, dort zu drehen. Dale rief seinen Gouverneur an, dann das Pentagon in Washington und erklärte denen die Sache. Innerhalb von zwei Stunden kam ein O.K.

Die Pläne standen fest, die Arbeiten und die entsprechenden Firmen standen bereit, als Mark sagte: "Jetzt fangen wir an." Nach einer Woche standen die Hauptgebäude im Rohbau. Da kam wieder Sturm. Auf dem Diner, einem zweistöckigen Haus, hämmerten zwei Indianer Dachpappe aufs Dach, als eine Windhose nahte. Sie raste geradewegs auf den Diner zu, ohne eines der anderen Häuser zu berühren, fuhr hinein und wieder hinaus. Hinter ihr brach der ganze Bau zusammen. Die Bretterteile wirbelten nur so in die Wüste hinaus. Die beiden indianischen Arbeiter stürzten ab und mussten mit Prellungen ins Krankenhaus. Das Holz war total versplittert und nicht mehr zu gebrauchen. Die Verletzungen der beiden Arbeiten waren nicht schlimm, sie konnten später für uns weiterarbeiten.

Als der Diner fertig war, kamen immer mehr Leute vom Highway und wollen bei uns essen oder rasten. Einmal stand ein älterer Herr lange vor dem Diner und rührte sich nicht in seinem Cadillac. Erst als eine Aufnahmeleiterin ihm erklärte, dies sei ein Filmset, wurde er ärgerlich und meinte, er würde schon so lange warten, denn da sein kein Schild "Self-service", und deshlab müsste er jetzt endlich bedient werden.

Einmal kam sogar eine Militärkolonne völlig verzweifelt und fragte uns, wo sie denn (verdammt noch mal) gelandet wären. Diese Truckstation stände nicht auf ihrer Karte. So echt sah unser Set aus.

Was mögen diese Menschen gedacht haben, wenn sie zwei Monate später wieder vorbei fuhren und dann da gar nichts mehr war und alles so jungfräulich-unberührt wie vorher?

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Information und Presse/Öffentlichkeitsarbeit, Heft 50, Sept. bis Nov. 1985)

 

 


  

 

 

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 26. Oktober 2020

  

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