Die Aufgabe des Dr. med. Graefe

1982

Filmliste Thomas Fantl

Inhalt  

Am Beispiel des Dr. Graefe zeigt das Fernsehspiel, wie die berufliche Einstellung eines praktischen Arztes, seine Arbeitsweise, sein engagiertes Bemühen und seine private Situation in die Eigendynamik einer Entwicklung hineingeraten, die ebenso von neuen sozialen, organisatorischen und technischen Anforderungen wie von fortschrittlichen Vorstellungen und Wünschen der jungen Generation vorangetrieben wird. Auch Dr. Graefe kann sich auf die Dauer nicht davon distanzieren...

Die unmittelbare Konfrontation der Denkungsart seiner jungen Kollegin erfährt Dr. Graefe in der eigenen Familie durch seine Tochter Sigrid, gleichfalls Ärztin, und deren Studienfreund, und er erlebt sie bei seinem Praktikanten. Immer deutlicher wird ihm vor Augen geführt, dass er im Grunde mit seiner Praxis eine Bastion zu erhalten versucht, die vom Trend zu perfektionierter, spezialisierter medizinischer Versorgung überrollt wird.

Auch kann er sich den Argumenten für die Zweckmäßigkeit konzentrierender Organisation des Gesundheitswesens nicht völlig verschließen. Überdies bedeutet für ihn sein Festhalten am ärztlichen Individualitätsprinzip ein tägliches Arbeitspensum, dessen physischer und psychischer Belastung er mit zunehmendem Alter immer schwerer gewachsebn ist. Dr. Graefe glaubt und erfährt oft, dass "seine" Patienten ihn brauchen.

Doch es ergeben sich immer öfter auch negative Erfahrungen mit Leuten, die mit ganz anderen Erwartungen als der Heilungssuche zu ihm kommen: jene, die nichts wollen als das Attest ihrer Krankheit - zu welchem Zweck auch immer; und jene, denen es nur auf die technisch modernste Apparatur ankommt, die ihnen per Kasse zusteht.

So steht schließlich Dr. Graefe vor der Frage, ob sein persönlicher, opfervollere Einsatz überhaupt in der herkömmlichen Art gefragt und zu leisten ist. Das Problem, ob es sinnvoll sein kann, dass sine Tochter Dr. Sigrid Graefe die Praxis mit ihm weiterführt, macht ein Überdenken seiner Aufgabe für ihn entscheidend.

Info:

Fernsehdebüt für die Schauspielerin Sabine Postel, die bis 2019 Jahre als "Tatort"-Kommissarin Inga Lürsen in Bremen "tätig" war.

(Quelle: Broschüre "Das Fernsehspiel im ZDF", Heft 37, Juni bis August 1982, herausg. vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Information und Presse/Öffentlichkeitsarbeit, Mainz)

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 17. Oktober 2022

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