Don Juan in der Hölle
1975
Inhalt
Vor 70 Jahren wurde Shaws Komödie "Mensch und Übermensch" uraufgeführt. Das Stück erwies sich - wohl wegen seiner allzu gesuchten Personage, seiner "exotischen" Konstruktion - als nicht sehr bühnenwirksam. Die Zeit überdauert haben aber die Vorrede (Shaw schrieb als Untertitel: "Eine Komödie und eine Philosophie") und das Herzstück der Komödie, die Traumszene mit den Figuren aus "Don Giovanni", eine große Huldigung an Mozart.
Dieser "shawisch-sokratische Dialog" - wie der Autor ihn selbst nannte - machte sich selbstständig und wurde unter dem Titel "Don Juan in der Hölle" ein weitreichender Erfolg. Nicht zuletzt wegen der neuen Übersetzung von Annemarie und Heinrich Böll erweist sich das große gescheite Gespräch zwischen Don Juan und dem Teufel, Dona Ana und ihrem Vater, dem Komtur, als überraschend zeitlos und aktuell.
Die Hölle Shaws hat nichts mehr zu tun mit Dantes Inferno - und statt des Wortes "Ihr, die ihr eintretet, lasst jede Hoffnung hinter euch" könnte man das Wort des Papstes Anaklet als Motto über diese neue Hölle setzen: "Merke dir, mein Sohn, auf der Erde herrscht der Glaube, im Himmel die Liebe und nur in der Hölle die Gerechtigkeit." Jeder hat hier den Teil, der ihm angemessen ist: Deshalb ist die Hölle "ein Ort ewiger Vergnügungen" und dieser Teufel, der so ungeheuer menschlich ist und die Schöpfung preist, für Don Juan unerträglich. Er, von dem der Teufel meint, ein anderer zeitweiliger Höllenbewohner namens Nietzsche müsse ihn wohl infiziert haben, dieser Don Juan sucht mehr als die konventionellen menschlichen Institutionen und Gewohnheiten. Mit ihnen allen, besonders mit der Ehe, die er für heruntergekommen, denaturiert hält, rechnet er ab in der brillanten rhetorischen Manier seines Autors. Alle Bequemlichkeiten und menschlichen Freuden, die der Teufel ihm ohne die irdischen Schmerzen bietet, weist er von sich. Er will den Himmel, die absolute Wirklichkeit ohne die subjektiven Zufällichkeiten - auch wenn ihn der Komtur vor der Langeweile des Himmels warnt und selbst endgültig in die amüsantere Hölle übersiedelt.
Shaws Don Juan, eine der überzeugendsten und glücklichsten Prägungen des Nonkonformismus, wird anlässlich des 25. Todestages des Dichters am 3. November gesendet.
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, September - November 1975, Heft 10, S. 18-20, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 6. April 2016
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