Sonntagskinder
1980/81
Filmliste Michael Verhoeven
Inhalt Die halbwüchsige Elsie erlebt das unfassbare Ereignis des Zweiten Weltkrieges aus dem begrenzten Blickwinkel ihrer Kindheit. In dem bürgerlichen Mittelstandsmilieu einer Apothekerfamilie lügen sich die Honoratioren der mittelgroßen mitteldeutschen Stadt an der Nazizeit vorbei. Elsies eigene kleine Familiengeschichte wird von der übergroßen Kriegshistorie mehrfach gespalten und bedroht. Den geliebten Vater treibt es aus tödlicher Müdigkeit einer tiefen Existenzkrise selbstmörderisch an die Front. Elsies junger Freund setzt sich absichtlich dem Bombentod aus. Um aus der Außenseiterrolle herauszufinden, hatte er den hellsichtigen Lehrer denunziert. Elsie sieht den Untergang in der Verkleinerung von Geschichte auf ein erfahrbares kindliches Maß. Nach der großen Katastrophe führt der Weg der Überlebenden direkt aus dem Luftschutzkeller in eine improvisierte Hochzeitsfeier. Die neurotisch ordnungstüchtige Mutter heiratet den feigen Schuldirektor. Der General ist aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und trägt die umgearbeitete Uniform als Trachtenanzug. Elsie stürzt sich mit der Schere auf dieses unbeschädigte deutsche Monster. Sie wird festgehalten und in das Kleid der umgekommenen Schulfreundin wie in eine Zwangsjacke gesteckt. Elsie fügt sich verständnislos in den Optimismus eines organisierten Neubeginns.
Michael Verhoeven zu seinem Film: "Krieg im Film ist immer attraktiv. Explodierendes Material, einstürzende Häuser, die großen Schrecknisse des Krieges bringen im Film keine Einsicht, sondern faszinieren als Kino-Action. Deshalb gibt es in meinem Film keine eigentliche Kriegsszenen. Wenn die Bombe das Haus trifft, blenden wir ab. Sonntagskinder ist kein Kriegsfilm, sondern ein Film über ein junges Mädchen in den Kriegsjahren. Elsie zerbricht nicht unmittelbar an den großen Ereignissen des Krieges, die ja auch erst ganz zuletzt die kleine Stadt erreichen. Elsie geht zugrunde an den veränderten Beziehungen der Menschen, mit denen sie lebt. Sie geht zugrunde am Umgang der Menschen mit dem Schrecklichen. An der Unfähigkeit, zu reagieren, der Verdrängung der Wahrheit. Dieser Film ist in meinem Heimatland brennend aktuell, weil er uns in diese Familie hineinzieht. Nach der langen Zeit der Verdrängung macht dieser Film Schmerzen."
(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1981/82, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 18. Dezember 2020
Die o.g. Angaben zum Film sind nach bestem Wissen gesammelt, aufgeschrieben und bearbeitet worden und enthalten zum Teil Texte aus fremden Webseiten bzw. literarischen Quellen. Weiterhin möchte ich bemerken, dass ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe und keine Gewähr dafür übernehmen kann. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt. Sollten mir bei den o.g. Angaben Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle ebenfalls entfernt bzw. korrigiert. |