Horst Seemann Regisseur - Drehbuchautor - Komponist
Horst Seemann galt als einer der wichtigsten Regisseure der ehemaligen DDR. Er wird am 11. April 1937 in Pyhnken (Tschechien) geboren, und stirbt am 6. Januar 2000 in Egling-Thanning/Oberbayern.
Seine Familie zog ins Thüringische, wo Horst Seemann in Greiz die Oberschule besuchte. Sein Vater kümmerte sich sehr um die künstlerische Entwicklung seines Sohnes, so dass der Junge schon früh diverse Musikinstrumente spielen konnte. Nach seinem Abitur ging er freiwillig zur Nationalen Volksarmee. Hier gründete er einen Soldatenchor, wurde dessen Leiter und arbeitete auch als Programmgestalter einer Agitproptruppe. Außerdem begann er einen Lehrgang für angehende Dirigenten und Chorleiter.
Als er den Militärdienst beendet hatte, studierte Horst Seemann von 1958 bis 1962 Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Hier arbeitete er zusammen mit Siegfried Kühn und Celino Bleiweiß. Weitere Arbeit als Regieassistent bei Sergei Gerassimow (Film Menschen und Tiere) und bei Günter Reisch (Der Dieb von San Marengo). Sein Regie-Studium endete mit der Diplomarbeit Der Fluch der bösen Tat (1962, "Stacheltier"-Reihe; Brigitte Krause und Christine Laszar in den Hauptrollen. 1963 hatte Seemann sein Studium beendet. Es folgten weitere Stacheltier-Kurzfilme, wie z.B. Engel, Sünden und Verkehr von Wolfgang Roeder. "Zwei Jahre später entwickelte Seemann das Drehbuch für seinen ersten Spielfilm, die Tragikomödie Steig aus dem Sarg, Liebling, jedoch wurde das Projekt zugunsten des Filmmusicals Hochzeitsnacht im Regen (Alternativtitel: Liebe im Galopp, 1966/67) von der DEFA abgebrochen. Das Musical wurde mit enormem Aufwand für 1,7 Millionen Mark von der DEFA-Gruppe „Johannisthal“ produziert und erreichte trotz prominenter Besetzung mit Schlagersänger und Gelegenheitsschauspieler Frank Schöbel, dem Komiker Herbert Köfer und Seemanns späterer Frau Traudl Kulikowsky eine ablehnende Filmkritik. So bemängelte beispielsweise die FDJ-Zeitung Junge Welt eine „ichbezogene Weltsicht“." (Kursiv: Wikipedia) Sein erster abendfüllender Film war Hochzeitsnacht im Regen. Danach drehte er eine Adaption von Robert Louis Stevensons Roman "Kidnapped" mit dem Filmtitel Film Schüsse unterm Galgen (1967). Kay Weniger schreibt in "Das große Personenlexikon des Films, Band 7, Seite 242": In der Folgezeit inszenierte er zahlreiche Gegenwartsstücke, die zwar DDR-spezifische Themen behandelten und sich intensiv mit Menschenschicksalen im sozialistischen System auseinandersetzten, sich zugleich aber in ihrer Stoffentwicklung und Problemlösung streng linientreu gaben und letztlich, ganz im Sinne der Parteilinie, das Hohelied vom sozialistischen Menschen sangen, der private Kümmernisse überwindet und alle sozialistischen Anforderungen mit unerschütterlicher Überzeugung zu erfüllen weiß.
Im Jahr 1979 fingen die Dreharbeiten zu seinem bekanntesten Werk Levins Mühle statt; den gleichnamigen Roman schrieb Johannes Bobrowski. Der Film erzählt die Geschichte von den jungen jüdischen Mühlenbesitzer Levin, der von Christian Grashof dargestellt wird, der von Johann, dem reichen Mühlenbesitzer (dargestellt von Erwin Geschonneck) gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus Westpreußen vertrieben wird. Es war Seemanns zweite Literaturverfilmung, die an Originalschauplätzen gedreht wurde. Weitere Protagonisten waren hier Fred Düren, Käthe Reichel, Eberhard Esche und Kurt Böwe. Zu diesem Streifen wurde von Seemann eine Ballade komponiert.
Seine letzte Filmarbeit war der 1990 gedrehte Streifen Zwischen Pankow und Zehlendorf mit Corinna Harfouch und André Hennicke.
Seemann war drei Mal verheiratet, in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Traudl Kulikowsky. Er hatte zwei Kinder. Sein Sohn Jakob Seemann, der 1980 geboren wurde, ist als freier Kameramann an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg tätig.
Horst Seemann stirbt im Alter von nur 62 Jahren am 6. Januar 2000 nach einer schweren und langwierigen Krankheit.
1982 wurde ihm der Nationalpreis der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur verliehen.
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 24. Februar 2023
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