Die Heimsuchung des Assistenten Jung
1981
Inhalt
Dieser Film versucht, seine Geschichte, wie auch in der Ich-Erzählung des Romans von Andreas Höfele, fast ausschließlich aus der Perspektive des Betroffenen zu schildern.
Der wissenschaftliche Assistent Jung kommt während der Arbeit an seiner Habilitationsschrift in immer größere Schwierigkeiten und gerät dadurch auch in eine wachsende persönliche Krise. Als er auf der Straße von einem Mann angesprochen wird, der sich als sein ehemaliger Klassenkamerad vorstellt, scheint er sich zunächst kaum erinnern zu können. Doch der andere bleibt auf eine penetrante Art anhänglich. Die Situation wird für Jung prekär, als er auf einer Party ein Mädchen kennenlernt, das als Malermodell arbeitet, und er sich mit ihr auf ein Verhältnis einlässt. Es stellt sich heraus, dass der Fremde, ein gewisser Stegmaier, sein Privatleben überwacht und ihn nun wegen seiner Affäre erpressen will. - Zu einem Zeitpunkt, als Jung sich mit seinem Verfolger verständigen will, um sich zu seiner neuen Liebe zu bekennen, bietet sich unerwartet die Gelegenheit, den anderen in eine tödliche Falle laufen zu lassen. Alles, was Jung als Zeuge einer brutalen Abrechnung unter Gangstern noch mitbekommt, bevor er selbst flieht, berechtigt ihn zu der Annahme, dass Stegmaier umgebracht wurde. - Ganz zweifelsfrei weiß er dies aber nicht.
Ein Jahr lang führt er ein geradezu harmonisches Familienleben und bringt seine Habilitationsarbeit fast zum Abschluss. Da plötzlich taucht sein Feind wieder auf. Aber dieses Mal, ohne sich ihm direkt zu stellen, wobei nun auch Jung Wege findet, den anderen zu vermeiden, ohne ihn dabei aber aus den Augen zu verlieren. Der verfolgt Jung nun unaufhörlich, nimmt Kontakt zu dessen Frau auf und schließlich sogar zu dessen Professor; alles mit der Absicht, Jung zu isolieren und in den Wahnsinn zu treiben. Jung fällt schließlich in Katatonie, wird nach einem Starrsuchtsanfall in eine Nervenklinik eingewiesen, mit Neuroleptika behandelt, als bedingt geheilt, aber berufsunfähig wieder entlassen.
Da Jungs Frau sich rasch zu großer Selbstständigkeit und beruflicher Tüchtigkeit entwickelt hat, genug für die Familie verdient und Jung sehr schonungsvoll behandelt, ist das Leben für Jung erträglich. Zur Dämpfung seiner Empfindlichkeit nimmt er regelmäßig seine Medikamente und vermeidet es peinlichst, dem anderen, seinem Feind und Verfolger, zu begegnen. Auch dabei hilft ihm seine Frau, indem sie voll auf ein von ihm selbst vorgeschlagenes System gegenseitiger Rücksichtnahme eingeht, denn einen anderen gibt es inzwischen tatsächlich. Wo Jungs Vorstellungen bisher objektiv Täuschung waren, werden sie nun durch die Realität auf fatale Weise eingeholt: der andere ist der Arbeitgeber und Liebhaber seiner Frau, und den Umstand, dass er anders aussieht, fasst Jung nun als dessen notwendige Tarnung auf.
Beschreibung
Fischer Verlag zum Roman:
"In seinem zweiten Roman - nach dem aufsehenerregenden Erstling
'Das Tal' - geht Andreas Höfele der Frage nach, was aus den vormals
durchweg politisierten Studenten geworden ist, die jetzt als gestandene
Akademiker im Berufsleben stehen. Im Falle des Universitätsassistenten
Jung ist der Befund wenig tröstlich. In das bis dahin wohlgeordnete und
auch ein bisschen sinnlose Leben Jungs, der gerade an Schreibequalen für
seine Habilitationsschrift leidet, dringt unversehens ein längst
vergessener Schulfreund ein. Freund Stegmaier - der Autor lässt offen, ob
die Schulfreundschaft tatsächlich existiert hat oder ob Stegmaier sie
sich anmaßt - gewinnt bösen Einfluss auf alles in Jungs Leben - Familie
wie Beruf ...
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, September - November 1981,, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 14. Dezember 2020
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