Reifezeit 

1975/76

 

Filmliste Sohrab Shahid Saless

 

  

  

Regie

Sohrab Shahid Saless

Drehbuch

Sohrab Shahid Saless und Helga Houzer

Schnitt

-

Redaktion

Hans Kutnewsky

Produktion

Provobis Gesellschaft für Film u. Fernsehen GmbH in Koproduktion mit dem ZDF

Kamera

Ramin Reza Molai

Musik

-

FSK

ab 18 Jahre

Länge

111 Min.

Sonstiges

-

FBW-Bewertung

Besonders wertvoll

Ur-/Erstaufführung

15. Juli 1976

Genre

Drama, Migration, Kindheit

  

  

  

Darsteller

Rolle

Mike Henning

Michael

Eva Manhardt Mutter
Eva Lissa Frau Beier
Heinz Lieven Lehrer
Charles-Hans Vogt Großvater

                  

 

 

Inhalt

Der neunjährige Michael lebt mit seiner alleinstehenden Mutter. Sein Leben geht in dumpfer Ereignislosigkeit dahin: Wenn er morgens in die Schule muss, schläft seine Mutter; wenn er mittags nach Hause kommt, ist sie gerade im Begriff, zur Arbeit zu gehen. Dann isst er - allein -, macht seine Schulaufgaben, erledigt für ein paar Pfennige Trinkgeld Besorgungen für alte Leute in der Nachbarschaft, isst am Abend - wieder allein - und geht zu Bett. Wenn seine Mutter, eine Prostituierte, nachts nach Hause kommt, schläft er bereits. Dann beobachtet Michael eines Tages, wie seine Mutter am Wochenende "einen Kunden" empfängt. Durch dieses Erlebnis verändert sich die Welt für ihn ganz plötzlich: Seine Kindheit ist vorbei.

  

 

  

Nichts ist bedeutungslos

(Der Regisseur über seinen Film)

 

In seinem Stück "Schwanengesang" schreibt Anton Tschechow: "Ich bin allein wie der Wind auf den Feldern..." Dies war der eigentliche Impuls für den Film Reifezeit. Dennoch ging es mir nicht nur um die Einsamkeit oder eine Art Kontaktlosigkeit, sondern mehr noch um eine Gesellschaft, die schon längst vergessen ist, eine Gesellschaft, die trotz ihrer scheinbaren Existenz eigentlich nicht mehr existiert, um Menschen, die von Anfang an kapitulieren, weil es ihnen vorgeschrieben ist. ein neunjähriger Junge hat sich längst daran gewöhnt, die Beziehung zu seiner Mutter zu akzeptieren, wie sie ist. Er lebt sein eigenes Leben, sieht die Mutter kaum, aber er protestiert nicht, weil es sich es anders gar nicht vorstellen kann. In seiner eintönigen kleinen Welt kann nicht viel geschehen, und der Ausschnitt des des Lebens, der sich ihm darbietet, sieht eben so aus, als würde alles bis in die Ewigkeit so weitergehen: ein Junge von nein Jahren, der die Kindheit nicht erlebt hat und zu früh reif und alt geworden ist. Trotzdem wird niemand angeklagt, weder die Mutter noch der unbekannte Vater, auch nicht die Gesellschaft, in der der Junge aufwächst. Wichtig und fraglich zugleich ist, was aus ihm werden soll, welche Wirkungen einst von ihm ausgehen werden. Denn nichts ist bedeutungslos, und es geht auch nicht unwiderruflich zu Ende.

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Juni - August 1976, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)

  

  

  

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 12. Dezember 2020

  

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