Die Leidenschaftlichen 1982
Inhalt Kulturelle Pflichtübung? - "Dichtung und Wahrheit" hieß der Stoffvorschlag, der uns vor fast dreieinhalb Jahren erreichte. Ein vorausschauender Produzent hatte den 22. Närz 1982 (150. Todestag Goethes) anvisiert: Bis zu viereinhalb Stunden Film sollten entstehen: Goethes Leben und Werk und Wirkung - in Spielszenen und dokumentarischen Beiträgen. Vom Frankfurter Elternhaus bis zum Weimarer Totenbett, von der Italienreise bis zur Farbenlehre, von Heinrich Heine bis zu Ulrich Plenzdorf. "Goethe total", war der Eindruck der Redaktion: eine kulturelle Großveranstaltung, die kaum angemessen zu realisieren wäre. Wir schlugen vor, einen Film von anderthalb Stunden zu entwickeln (nun 105 Miniten). Es sollte den jungen Goethe zeigen und Bezüge zur Gegenwart erlauben. Die Idee schien den eigentlichen Intentionen des Autors entgegenzukommen. Neue Arbeitstitel entstanden: "Goethe, Werther, Wetzlar und ich" (Autor Hans Christoph Buch stammt aus Wetzlar), "Die Leiden des jungen G." und "Goethe und Wetzlar" - Es entstanden neue Drehbücher und Konzepte, in deren Verlauf Regisseur Thomas Koerfer als Koautor dazukam.
"Die Leidenschaftlichen" ist ein Film, der nicht vorgibt, historische Wirklichkeit und dichterische Erfindung fein säuberlich zu trennen. Im Gegenteil, Hans Christoph Buch und Thomas Koerfer haben Goethe beim Wort, haben "Dichtung und Wahrheit" als Einheit genommen. Die "Wahrheit", soweit sie sich aus verfügbaren Quellen rekonstruieren lässt: der Aufenthalt des 23jährigen Goethe von Ende Mai bis September 1772 in Wetzlar; seine unerfüllte Liebe zu Charlotte Buff, der Verlobten seines Freundes und Juristenkollegen am Reichskammergericht, Kestner; der spätere Selbstmord des Wetzlarer Kollegen Jerusalem.
Die "Dichtung": Der Roman "Die Leiden des jungen Werthers", der 1774 erscheint und ein europäischer Bestseller wird. Goethe vereinigt in der Werther-Gestalt das tragische Schicksal Jerusalems mit eigenem Erleben und schreibt am 16. Juni 1774 an Charlotte Kestner: "Adieu, liebe Lotte, ich schick' Euch ehstens einen Freund, der viel Ähnliches mit mir hat, und hoff, Ihr sollt ihn gut aufnehmen - er heißt Werther...". 1786 wird die zweite erweiterte Fassung des Romans fertig.
In drei Rahmenszenen des Films kommentiert der alte Goethe, teils ironisch-distanziert, teils reserviert-wohlwollend, sein Jugendwerk und dessen Wirkung: eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft, von Sehnsucht nach der Natur und nach dem einfachen Leben, von Wahnsinn und tödlicher Verzweiflung. "Die Leidenschaftlichen": Wir hoffen, dass auch unser Publikum in dem Film mehr sieht, als die Pflichtübung für einen Klassiker zu dessen 150. Todestag.
Claus Hening Voss in "Das Fernsehspiel im ZDF", März bis Mai 1982, herausg. vom ZDF, Information, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 6. November 2022
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