Reinhard Schwabenitzky Regisseur - Drehbuchautor - Produzent
Geboren am 23. April 1947 in Bucheben bei Rauris / Salzburg.
Er starb nach langer Krankheit am 9. Februar 2022 im Alter von 74 Jahren. Einige Nachrufe auf Reinhard Schwabenitzky: kurier.at, DerStandard, apa.at, ORF
Bereits als Vierjähriger spielte er unter der Regie seines Vaters Gerhard Klingenberg am St. Pöltner Stadttheater in Stücken wie "Das Haus in Montevideo", "Wilhelm Tell" und "Der Bauer als Millionär" seine ersten Rollen. Als der Vater Jahre später nach Berlin übersiedelte, um als Regisseur in den Babelsberger Filmstudios zu arbeiten, durfte Sohn Reinhard manchmal mit zu den Dreharbeiten. Dort begegnete er im Alter von elf Jahren dem Regisseur Wolfgang Staudte, den er bis heute für einen der besten Filmregisseure hält. Ohne dass er es damals ahnte, prägten diese Berliner Besuche sein späteres Berufsleben.
Schon früh wollte Reinhard Schwabenitzky Schauspieler werden, mit 14 Jahren gab der leidenschaftliche Kinogänger diesen Wunsch bald zu Gunsten der Regie auf. Nach dem Abitur im Jahr 1968 arbeitete er bei den Salzburger Festspielen und studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst, Abteilung Film und Fernsehen, in Wien. Er belegte als Hauptfächer Regie und Kamera und als Gaststudent Schnitt und Drehbuch. Schwabenitzky nahm jede Arbeit in der Wiener Film- und Fernsehbrache an, wurde Regieassistent bei Axel Corti, Franz Antel und Bernhard Wicki und drehte als Kameramann eine TV-Serie und Werbespots. Seinen Diplomfilm, Die Lebensaufgabe, drehte Reinhard Schwabenitzky zwei Jahre vor der Diplomprüfung. Nachdem dieser im ORF gezeigt wurde, erhielt er sein erstes Angebot als Regisseur: Schwester Martha verzichtet auf ihr Glück. Der Erfolg der Satire war so groß, dass kurz darauf das nächste Angebot kam: Die Entführung einer unmündigen Person und bald darauf Salz der Erde.
Mit Salz der Erde und der daraus resultierenden ORF-Serie Ein echter Wiener geht nicht unter schrieb Reinhard Schwabenitzky Mitte der 1970er-Jahre österreichische Filmgeschichte: Er setzte die ersten 13 Folgen der mittlerweile zum Kult avancierten TV-Serie mit Karl Merkatz als Mundl Sackbauer in Szene, der fast 20 Jahre später, 1994, eine von Schwabenitzky inszenierte Kinofilmversion folgen sollte. Für den "echten Wiener" wurde der Jungregisseur mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. So kam es, dass Reinhard Schwabenitzky 1975 bereits als angesehener Regisseur die Diplomprüfung in den Fächern Kamera und Regie ablegte. Seitdem folgten kontinuierlich zahlreiche Film- und Fernseharbeiten, außerdem Werbespots für TV und Kino, Industriefilme sowie Inszenierungen an verschiedenen Bühnen (Theater in der Josefstadt/Wien, Renaissance-Theater/Berlin, Landestheater Salzburg u. div. Festspiele).
Sein erster abendfüllender Spielfilm Der Einstand (1977, kpl. Film auf YOUTUBE) erzählt nach einem Buch von Gernot Wolfgruber, wie es für einen, der eine Dummheit begangen hat, fast unmöglich ist, resozialisiert zu werden, wenn er ein einfacher Arbeiter (klasse gespielt von Christoph Waltz) ist. Der 1979 gedrehte Film Feuer! zeigt bei den revolutionären Ereignissen in Wien 1948 einen Militär, der den Vorgesetzten den Schießbefehl auf die Demonstranten verweigert und sich damit in seiner Schicht isoliert. Zahlreiche TV-Serien tragen seine Handschrift, zu den wichtigsten zählen - neben Ein echter Wiener geht nicht unter - , unter anderem Büro, Büro, In Zeiten wie diesen, Kaisermühlen Blues (erste Staffel von 1992/93) und die sechsteilige Politsatire Ein idealer Kandidat , wozu 3sat schreibt: "Der ehemalige Kioskbesitzer Rainer Gebhardt (Herbert Fux) steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er ist Bürgermeister geworden und seine Macht ist größer denn je: „Alles ist machbar, Herr Nachbar“ lautet sein Motto … (Text: 3sat) und der Film Oben ohne mit Elfie Eschke in der Hauptrolle.
Während seiner Zeit in Deutschland - er arbeitete mehr als zehn Jahre u. a. in München - realisierte Schwabenitzky in den 1980er-Jahren für die Kinoleinwand die Didi Hallervorden-Streifen Der Doppelgänger und Der Experte oder auch die Eis am Stiel-Folge Nummer 8 mit dem Titel Summertimeblues.
In Deutschland lernte er auch die Schauspielerin
Elfi
Eschke kennen, die er einige Jahre später heiratete. Mit ihr gemeinsam
setzte er Filmerfolge wie die wunderbare Ausländersatire
Ilona und Kurti (Ernst
Lubitsch Preis, österreichischer Filmpreis), den Politthriller
Hannah
(bester nicht englischsprachiger Film/internat, Filmfestival in Santa
Barbara, beste
Schauspielerin für Elfi Eschke als Hannah), die Komödie
Verlassen
Sie bitte Ihren Mann
sowie die "fast perfekte" Komödientrilogie -
Ein fast perfekter
Seitensprung,
Eine fast perfekte Scheidung und
Eine
fast perfekte Hochzeit,
She
me and Her und
Zwei
Väter einer Tochter in
Szene, sowie TV-Movie-Erfolge wie
Drei Frauen ein Plan und die ganz große Kohle,
Frechheit siegt,
Gefühl ist alles,
Conny und die verschwundene
Ehefrau oder
Schön dass es dich gibt.
Mit
Elfi Eschke und seinen beiden Kindern aus erster Ehe, Markus (inzwischen Partner
und Produzent von Schwabenitzkys Filmfirma STAR-FILM) und Martina (inzwischen
Schauspielerin Martina Schwab), zog Reinhard Schwabenitzky Ende der achtziger
Jahre in die Nähe Salzburgs. Dort gründete er die SK-Film, mit der er seinen
ersten Spielfilmerfolg Ilona & Kurti produzierte. Ein Jahr später
verließ er die SK-Film und gründete die Star-Film GmbH. 1996 kam sein drittes
Kind,
2003 hat er das Hotelrestaurant Itzlinger Hof in Salzburg von seiner Mutter übernommen und im April 2006 wieder verkauft.
(Quelle: Einige Informationen STAR-FILM, vielen Dank an Alexander Holzinger. Weitere entnommen aus Egon Netenjakob: "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main - mit Erlaubnis des Autors)
Layout:
Rosemarie Kuheim
|