Karl Fruchtmann
Regisseur - Drehbuchautor
Geboren
1915 in Meuselwitz/Thüringen Karl Fruchtmann stirbt am 10. Juni 2003
Einige Links über/von Karl Fruchtmann sind bei Radio Bremen zu lesen: 1. Der Mann, der Holocaust-Zeitzeugen zu Wort kommen ließ; 2. Erzähl' mir von den Stätten des Schreckens... Weiterer Bericht 3. Wie der Holocaust ins Fernsehen kam
Seine Eltern sind aus Polen nach Deutschland übersiedelt, der Vater arbeitete zunächst als Bergmann und besaß 1930 ein Kaufhaus in einer Kleinstadt bei Leipzig.
Karl Fruchtmann verlebte mit seinen vier Geschwistern eine relativ glückliche Kindheit. Anfang April 1933, wenige Tage nach dem großen Boykott jüdischer Geschäfte, starb der Vater. Drei Jahre später, 1936, wurden Karl Fruchtmann und sein älterer Bruder Max verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenburg bei Chemnitz eingeliefert. Später wurden sie in das Konzentrationslager Dachau verlegt. 1937 wurde Fruchtmann aus Dachau entlassen, 'freigekauft', nach Vorlage eines Visums für Palästina und mit der Auflage, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. In Palästina arbeitete er unter anderem als Bauarbeiter und Büroangestellter und nahm 1948 am Unabhängigkeitskrieg teil. 1952 ging er als Manager der israelischen Fluggesellschaft El Al nach London. Dort lernte er seine Frau Janet, eine kanadische Malerin, kennen. Nach der Heirat in New York, wo inzwischen seine Mutter und seine Brüder Hans und Benno ansässig sind, lebte er einige Jahre in Israel.
1958 kehrte er nach Deutschland zurück und lernte beim WDR von der Pike auf die Fernseharbeit, zunächst als Kabelträger, dann als Regieassistent. 1962 führte er zum ersten Mal Regie. Ab 1963 machte er sich – in enger Verbindung mit Radio Bremen – einen Namen durch herausragende, besondere Fernsehfilme. Die meisten seiner Fernseharbeiten waren geprägt von seinem Bemühen, "alles, was die Unmenschlichkeit von Menschen gegen Menschen betrifft", eindringlich aufzuzeigen, um damit den Wurzeln vieler Grausamkeiten auf die Spur zu kommen. In Kaddisch nach einem Lebenden (1969) ging er seiner eigenen Vergangenheit nach. Der Film wurde als "ein Meisterwerk des deutschen Fernsehens" gelobt. Er wurde außer in der BRD in Holland, Belgien, Schweden, Italien, Österreich, der Schweiz und zweimal in den USA ("from coast to coast") gesendet. Der ebenso einfühlsame, wie handwerklich profilierte Regisseur bevorzugte den Autorenfilm, also Projekte, die er als Autor und Regisseur realisieren konnte.
Neben seinen Arbeiten für das Fernsehen war er auch am Theater erfolgreich und anerkannt. So inszenierte er in Bern, Zürich (Schauspielhaus), Berlin, Düsseldorf, Wuppertal, Wien (Burg- und Akademietheater) und Hamburg (Thalia-Theater).
Seit 1969 lebte Karl Fruchtmann mit seiner Familie in Bremen.
(Quelle: Radio Bremen, Pressestelle, Stand 20.11.2000)
Preise und Auszeichnungen: Filmpreis Rheinland Pfalz für Ein einfacher Mensch 1987 Grimme Preis in Gold für Ein einfacher Mensch 1988 DAG-Preis in Silber für Trotzdem! 1990 Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft des Landes Bremen 1991 Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon Bremen 1996 Ernennung zum Honorarprofessor für Filmwissenschaft an der Universität Bremen
Layout:
Rosemarie Kuheim |