Lauter anständige Menschen 

1979

 

Filmliste Diethard Klante

 

  

  

Regie

Diethard Klante

Drehbuch

Diethard Klante

Vorlage

-

Produktion

Bavaria Atelier GmbH, im Auftrag des Bayerischen Rundfunks

Kamera

Jürgen Jürges

Musik

Eugen Illin

FSK

-

Länge

87 Minuten

Sonstiges

-

Auszeichnung

-

Ur-/Erstaufführung

3. Januar 1979

Genre

Fernsehfilm

      

    

  

Darsteller Rolle
Lucas Grone Volker
Katharina Tüschen Frau Braun
Horst Michael Neutze Herr Braun
Hilde Lermann Sabine Deschner
Werner Asam Ernst Deschner
Stephan Orlac Schilling
Kurt Hepperlin Schmorl
Hermann Günther Herr Schmidt
Franz Strauss Blumenhändler
Carline Seiser Regina Schmidt

       

       

Inhalt

In der Nähe eines kleinen fränkischen Ortes wird ein Mädchen ermordet aufgefunden. Es ist dies der zweite Sexualmord innerhalb kurzer Zeit. Polizei und Bevölkerung sind gleichermaßen beunruhigt, weil man bislang in bezug auf den Täter völlig im Dunkeln tappt. Nun aber fällt der Verdacht auf den jungen Volker Braun, der vor einiger Zeit ein etwas frühreifes Mädchen aus dem Ort unsittlich belästigt haben soll. Der Vater des Mädchens, der damals keine Anzeige erstattete, sieht sich daraufhin veranlasst, der Polizei die Geschichte zu erzählen. Da Volker für die Tatzeit nicht gleich ein Alibi vorweisen kann, entschließt sich seine Mutter für ihn zu lügen. Volker glaubt, dass die eigene Mutter im Unterbewusstsein nicht ausschließt, er könnte ein Mörder sein. Aufgrund dieser Erkenntnis gerät er in eine trotzige und ausweglose innere Isolation. Weitere Untersuchungen der Polizei, seine vorübergehende Inhaftierung und Reaktion der Umwelt treiben den Jungen in Panik und Verzweiflung.

 

(Quelle: ARD-Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Heft: Januar bis März 1979)  

  

  

Diethard Klante: EINIGES ÜBER ANSTÄNDIGE MENSCHEN

 

Anstand ist ein zwischenmenschliches Verhalten, das von der Gesellschaft nachdrücklich gefordert wird. So heißt es sinngemäß in Meyers Enzyklopädischem Lexikon. Und weiter: "- wer den Anstand verletzt, setzt sich der Gefahr aus, belächelt oder mit Sanktionen bedroht zu werden.

  

Anstand oder der Benimm: sich anständig zu benehmen, wissen, was sich schickt, den äußeren Schein wahren, auf den Knien liegen, einen Bückling machen. Knigges Umgang mit Menschen.

  

Ist der ein anständiger Mensch, der sich so verhält, wie es die Gesellschaft nachdrücklich fordert? "Erst kürzlich wurde ein im Badischen vermisst gemeldetes Mädchen ermordet aufgefunden. Der Tatverdacht richtete sich auf einen jungen Mann, von dem eine notdürftige Beschreibung der Presse gegeben wurde. Ohne dass der zunächst unbekannte Täter seiner Mutter gegenüber auch nur die geringste Andeutung machte, vermutete die Frau rein gefühlsmäßig in ihrem Sohn den Mörder. Um nun die Polizei irrezuführen und von ihrem Sohn abzulenken, zeigte sie einen ähnlich gearteten fingierten Angriff in einer bewaldeten Gegend auf sich selbst an, beschrieb aber den geflüchteten Täter ganz anders. Um ihr Vorbringen bei der Polizei glaubhaft zu machen, würgte sie sich selbst am Halse ..." (aus: F. Meixner, Kriminaltaktik, S. 149).

  

Als ich dies las, hat mich vor allem interessiert, was geschehen würde, wenn diese Mutter sich in ihrer "gefühlsmäßigen Vermutung" irrte, wenn also ihr Sohn gar nicht der gesuchte Mörder ist.

  

Dies war der Ausgangspunkt des Films Lauter anständige Menschen. Dazu gehörte von Anfang an auch die Frage nach dem Motiv der Mutter, die Polizei irrezuführen. War es ausschließlich die Sorge um ihr Kind? Oder ging es dabei auch darum, den äußeren Schein zu wahren, die Reputation der Familie, den guten Ruf?

  

Die Angst, ins Gerede der Leute zu kommen, motiviert sie nicht auch bei nichtigeren Anlässen unser Verhalten? - Wie oft vertuschten Eltern das, was ihre Kinder gesagt und getan haben, nur deshalb, um den äußeren Schein zu wahren?

  

An diesem Punkt setzte das Gespräch mit Ruth Horwitz und Peter Hoheisel vom Fernsehspiel des Bayerischen Rundfunks ein. Wir diskutierten die dramaturgischen Möglichkeiten der Idee. Der Gedanke, daraus einen Tatort zu machen, wurde sehr bald verworfen, denn der Täter und seine Ergreifung spielte in der Geschichte ja nur eine Nebenrolle. Interessant war, was zurückblieb, wenn der Fall als Kriminalfall gelöst, der Mörder gefasst worden war: Da gerät ein Junge in einer Kleinstadt in den Verdacht, ein Mörder zu sein. Da er, aus Angst ins Gerede zu kommen, nicht sagen will, wo er in der Zeit war, in der der Mord geschah, gibt ihm seine Mutter ein falsches Alibi. Als die Polizei dies erkennt, wird der Junge vorübergehend festgenommen. Wenig später wird der tatsächliche Mörder gefasst.

  

An diesem Handlungsgerüst interessierten uns folgende Fragen: Wie reagiert ein Jugendlicher auf das, was da mit ihm angestellt wird? Wie reagiert die Umwelt? - Ist sein "guter Ruf" nach seiner Entlassung wieder hergestellt? Was bleibt zurück - bei dem Jungen, bei den Eltern?

  

Und plötzlich gab es in unserer Geschichte neben dem Opfer des Mörders, das die Handlung des Films auslöst, ein zweites Opfer. Die es auf dem Gewissen haben, sind keine Verbrecher und Bösewichter, sie meinen es gut und tun ihr Bestes, man kann sie verstehen, sie sind normal und haben nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt: es sind lauter anständige Menschen.

  

Zwischen ihnen hat der Mörder, der Kriminelle, bis zu seiner Verhaftung gelebt und ist nicht aufgefallen. - Woran liegt das wohl?

 

(Quelle: ARD-Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Heft: Januar bis März 1979)  

 

 

  

  

  


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 20. November 2020

  

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