Eine deutsche Revolution

1981

 

Filmliste Helmut Herbst

 

  

  

Regie

Helmut Herbst

Regie-Assistenz

Renate Merck, Birger Bustorff

Drehbuch

Helmut Herbst

Vorlage

Nach dem Roman von Kasimir Edschmid "Büchner, eine deutsche Revolution"

Schnitt

Renate Merck

Aufnahmeleitung

Marta Lachova, Wolfgang Klussmeyer

Redaktion

Christoph Holch

Produktion

cinegrafik, Hamburg

Produktionsleitung

Elke Peters, Hermann Wolf

Herstellungsleitung

Helmut Wietz

Kamera

Henning Zick

Kamera-Assistenz

Horst Peters, Mike Fallert

Ton

Slavko Hitrov

Ton-Assistenz

Alf Olbrisch

Kostüme

Rita Graf

Musik

Ernst Bechert, Theo Janßen

Maske

Peter Bour

Länge

97 Minuten

Sonstiges

-

FBW-Bewertung

-

Ur-/Erstaufführung

Kinostart 20. Febr. 1982

Genre

Literaturverfilmung

  

  

  

Darsteller

Rolle

Peter Becker

Becker

Bazon Brock von Stein
Marquard Bohm Preuninger
Peter O. Chotjewitz Gravellinus
Jörg Falkenstein Zeuner
Elke Gallwitz Kuhl
Brunhild Geipel Amalie Weidig
Greger Hansen Georg Büchner
Ernst A. Hartung Dr. Stegmeyer
Egon Hoffmann Minnigerode
Emanuel Schmied Hofrat Georgi
Heidi Spiesser Minni
Siegfried Unruh Scharmann
Wolfram Weniger Hofrat Schiffer
Franz Wittich Pfarrer Weidig

                  

 

 

Inhalt  

 

Im Jahr 1834 schrieb der damals gerade 21 Jahre alte Student der Medizin Georg Büchner aus Darmstadt zusammen mit dem Butzbacher Pfarrer Weidig die wohl berühmteste Flugschrift der deutschen Literaturgeschichte, den "Hessischen Landboten". Büchners neuer und mit aller Entschiedenheit darin ausformulierter Gedanke war, den auf blutige Unterdrückung gestützten Staat durch eine massenhafte Erhebung der  Bauern aus den Angeln zu heben. Er stellte den verarmten Bauern das prasserische Leben bei Hofe und den ganzen Rattenschwanz von Adel, Bürokratie, Militär und Polizei gegenüber, die von ihnen lebten. Die von  Büchners "Gesellschaft der Menschenrechte" und den Kreis um den Pfarrer Weidig geplante Revolution kam nicht zustande, ihr fehlte die Basis. Die meisten Bauern lieferten das Flugblatt bei den Gendarmen ab - viele, bei denen man das Blatt entdeckte, verloren Haus und Hof, wanderten nach Amerika aus oder blieben jahrelang in Festungshaft. Pfarrer Weidig wurde im Gefängnis durch den Untersuchungsrichter gefoltert, blieb aber bis zum Ende standhaft. Er starb in seiner Zeit unter ungeklärten Umständen an einem Schnitt in den Hals. Es ist aktenkundig, dass ein Informant namens Kuhl aus Butzbach aus dem innersten Kreis der Verschwörer gegen Bezahlung ratenweise seine Mitverschwörer verraten hat. Georg Büchner konnte nach Frankreich fliehen und wurde schließlich Privatdozent in Zürich, wo er schon 1837 an "Faulfieber vulgaris" stirbt.

 

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1982/83, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)

 

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"Heute, wo im Kino alles möglich ist, scheint das einzige Skandalon die Darstellung einer Passion zu sein. Ich spreche von der deutschen Passion des Pfarrers Ludwig Weidig aus Butzbach, der in einem hessischen Gefängnis vor bald 150 Jahren unter ungeklärten Umständen an einem Schnitt in den Hals gestorben ist, und vom Leiden den Georg Büchner, das ihn einholt im Exil. Die einfache frontale Darstellung des Leidens über die einzelnen Stationen des Weges mit seiner unerbittlichen Logik, ohne psychologisierendes Erklären und ohne Seitenblicke der Kamera, wird - und zwar nicht vom Publikum, aber von Teilen der Filmkritik - als unzeitgemäß und anstößig empfunden, ass "schmutziges Kino". Man will sich auf ein Anteil nehmendes Zuschauen nicht einlassen, nicht auf diesen verdrängten Teil der deutschen Geschichte und nicht auf die Form der Darstellung. Die Skala der Reaktionen reicht vom Verdrängen und Verschweigen des Films über die Bekundung, einen Schlag in die Magengrube erhalten zu haben, hin bis zur Rettung im Zynismus. Davor können den Pfarrer Weidig auch die hundertfünfzig Jahre nicht retten. Und die Umstände seines Todes sind offiziell noch immer ungeklärt.

Die siegreich wehenden Fahnen der Revolution fehlen in diesem Film über die Konspiration von 1834 aber wenn wie nicht in der Lage sind, das Leiden der Gefolterten wahrzunehmen, können wir auch unsere eigene Hoffnung auf eine Veränderung begraben.

Helmut Herbst

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1982/83, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)

 


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 11. November 2020

  

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